Die Weite der Wüste und die im Schatten besonders bizarr anmutenden Joshua Bäume faszinieren mich von Beginn weg. Obwohl es nichts gibt, gibt es dennoch unglaublich vieles zu sehen.
“Die Wüste lebt”, hört man immer wieder. Und im Joshua Tree Nationalpark im Südwesten der USA, trifft dies zu. Ich denke jedenfalls an die Phrase, als ein Hase vor meinen Füssen durchhuscht.
Die Bäume scheinen mich zu beobachten und es würde mich nicht überraschen, wenn plötzlich einer sich bewegen würde. Sonnenstich, Drogen oder ein Horrorfilm zuviel gesehen? Nichts von alldem. Die Joshua Bäume und die Wüste faszinieren einfach. Und nirgendwo sind Gedanken so frei wie an einem solchen Platz.
Ich merke das spätestens, als wir auf dem Weg zum Ryan Mountain sind. Die kleine Wanderung ist zwar nur knapp 5 Km lang, aber wie so vieles hier, einfach spektakulär. Wir laufen den Weg hinauf und je höher wir steigen, desto voller wird mein Kopf. Gedanken wirbeln herum, Pläne überschlagen sich, mein Leben spult sich vor mir ab, vorwärts, rückwärts, wie es ist und wie es sein könnte.
Wir steigen noch weiter, überholen schnaufende Rentner, laufen uns fast ein bisschen in Trance. Ein Fuss vor den anderen, immer weiter und weiter. Zu zweit beginnen wir unseren Aufstieg, aber wir laufen beide alleine. Sprechen lohnt sich nicht, denn der Wind ist stark und wir müssten uns fast anschreien. Also sind wir irgendwie allein mit unseren Gedanken.
Auf einmal wird so vieles so klar. Geschehnisse breiten sich vor mir aus, Gefühle sortieren sich ein und meine Zukunft rollt sich wie ein Teppich vor mir aus. Nach dem Wirbel von Gedanken, der meinen Kopf fast zum explodieren bringt, scheint plötzlich alles frisch und aufgeräumt. Ich schaue zu meinem Bruder rüber und weiss, dass es ihm irgendwie ähnlich geht.
Als ich oben ankomme, begreife ich es kaum. So wunderschön ist der Ausblick hier. Ich drehe mich um mich selbst und sehe nur eines: Weite. Die Weite der Wüste. Zwischendrin die Joshua Bäume. Es ist unbeschreiblich schön hier oben. Einfach nur schön und ich bin wieder einmal zutiefst dankbar, dass ich hier sein darf. Dankbar, dass ich diese Reise erleben darf. Dankbar, dass mein Bruder hier ist. Dankbar, dass es mir vergönnt ist, die schönsten Flecken der Erde zu erleben.
Diese Momente sind unglaublich wertvoll. Gefühle, die so tief gehen, bleiben unvergesslich. Vor allem überkommen sie mich immer ohne Vorwarnung, denn den Joshua Tree Nationalpark wollte ich zwar sehr gerne sehen, war aber bisher kein Ort, von dem ich geträumt habe, wo ich schon immer hin wollte. Er war eben auf dem Weg und sollte ganz schön sein, wie ich gehört hatte. Auch war die Wanderung weder anstrengend, noch eine Herausforderung oder etwas in der Art.
Aber ist es nicht oft so im Leben, dass so schöne Erlebnisse einfach dann geschehen, wenn wir nicht damit rechnen und völlig unvorbereitet sind?
Für mich jedenfalls bleibt der Joshua Tree Nationalpark und die damit verbundenen (noch geheimen) Einsichten etwas ganz besonderes.
Wenn du den Joshua Tree Nationalpark auch besuchen willst, kann ich dir zwar keine solche Erfahrungen versprechen, aber ich kann dir trotzdem aufzeigen, was es dort alles zu sehen gibt und was sich lohnt:
- Nimm dir im Minimum einen Tag Zeit um den Park zu entdecken. Übernachten kannst du in Twentynine Palms, in Joshua Tree oder in Yucca Valley. Bist du mit dem Wohnmobil unterwegs, kannst du im Park campen. Du musst aber alles mitbringen, im Park gibt es nichts zu kaufen und alles ist sehr einfach gehalten.
- Der Eintritt in den Joshua Tree Nationalpark kostet 15 USD pro Fahrzeug und ist sieben Tage gültig.
- Eine Rundfahrt durch den Park (zwischen Twentynine Palms und Joshua Tree) dauert ungefähr 2.5 Stunden, die Strassen sind gut zu befahren.
- Auf halbem Weg zum Cottonwood Visitor Center befindet sich der Kaktus Garten, welcher sehr schön anzuschauen ist. Die Fahrt dorthin ist perfekt für einen ersten Überblick im Park.
- Unterwegs gibt es immer wieder schöne Aussichtspunkte, Felsformationen oder Wanderungen zu unternehmen. Fahre nicht nur durch den Park, sondern unternimm auch einen kleinen Ausflug. Unsere Wanderung führte uns in 1.5 Stunden zum Ryan Mountain, welche ich absolut empfehlen kann. Es gibt aber auch kürzere oder natürlich auch längere Wege.
- Keys View ist der beste Aussichtspunkt um den Sonnenuntergang zu geniessen. Entscheide dich für eines, Sonnenauf- oder -untergang, denn die sind im Joshua Tree Nationalpark ganz besonders schön.
Wie ist das bei dir, hattest du auch schon solche spezielle Momente auf Reisen, die du nie mehr vergisst?