Auf einem Roadtrip durch den Westen der USA klappern fast alle dasselbe ab. Das ist auch kein Wunder, denn es gibt so viele schöne Orte zu sehen. Dennoch war ich bei der Planung unseres Amerika-Roadtrips noch auf der Suche nach etwas speziellerem. Gefunden habe ich genau das bei Travelpins.
Cori und Flo haben den Salvation Mountain in Slab City besucht und mich mit ihrem Artikel neugierig gemacht. Den Salvation Mountain hatte ich bereits im Film Into the Wildgesehen, er ist mir von da aber nicht in Erinnerung geblieben. Erst durch diesen Artikel ist er mir wieder eingefallen.
Da wir von San Diego zum Joshua Tree Nationalpark unterwegs waren, lag der Salvation Mountain fast auf dem Weg. Na ja, wenn man eine Umweg von zwei Stunden als “auf dem Weg” betrachtet. Aber während eines Roadtrips durch die Staaten relativiert sich das Verhältnis zu Distanzen.
Tarantino und der Wilde Westen
Die Fahrt durch die Wüste ist ansonsten wenig spektakulär. Hier gibt es tatsächlich nichts weiter zu sehen und wir vertreiben uns die Zeit mit Gesprächen, Musik und Süssigkeiten. Als wir in Niland ankommen, müssen wir erstmals tanken. Die Tankstelle erinnert mich ein wenig an ein Tarantino-Movie. Ich erwarte jederzeit eine Vampirattacke oder ein wild um sich ballerndes Duo auf der Flucht. Ich weiss, meine Fantasie geht manchmal etwas mit mir durch. Aber hier fühlt es sich echt an wie im Wilden Westen. Alles ist halb verlassen und nur Bruchbuden die rumstehen.
Auf gut Glück fahren wir in die Wüste ins Nirgendwo raus, denn das Navi hat keine Ahnung wo es uns hinschicken soll. Aber es dauert nicht lange, da sehen wir den Salvation Mountain aufragen. Schon von weit her springt uns die Botschaft “God Is Love” entgegen.
Einmal Galiläa und zurück
Der Berg leuchtet in allen Farben, zuoberst thront ein Kreuz. Irgendwie fasziniert und irgendwie verwundert steige ich aus dem Auto aus. Ich bewundere den Berg, hergestellt aus Lehm und Stroh und bemalt mit Liebesbotschaften an Gott. Es gibt Grotten, die noch viel schöner gestaltet sind und ausgemusterte, bemalte Autos zu bestaunen.
Wenn ich mich mit der Bibel auskennen würde, könnte ich hier bestimmt auch einen Sinn drin erkennen. Den See von Galiläa erkenne ich, aber zugegebenermassen auch nur, weil ich vorher darüber gelesen habe. Auch das Wort Sünde sehe ich vielerorts. Da sind mir die vielen roten Herzen dann eindeutig lieber oder ich beschäftige mich mit den Katzen, die in der Gegend rumstreunern.
Was soll das Ganze eigentlich?
Leonard Knight, der im Februar 2014 verstorben ist, hat an diesem Kunstprojekt fast 30 Jahre gearbeitet. Der Berg und die naheliegende Trailersiedlung Slab City sollten durch die Regierung Kaliforniens geschlossen werden. Als der Salvation Mountain aber bis über die Landesgrenzen hinaus bekannt geworden ist, wurde er 2002 zum nationalen Kulturgut erklärt.
Warum Leonard Knight so viele Jahre seines Lebens mit der Erstellung dieses Berges zugebracht hat? Keine Ahnung. Gemäss meinen Recherchen ging es ihm einfach darum die Welt wissen zu lassen, dass “Gott alle liebt”. Der Berg ist wirklich schön anzuschauen und ich bewundere seine Hingabe an dieses Projekt. Je länger ich dort verweile, desto mehr Details entdecke ich. Dennoch kann ich mich nicht ganz entschliessen, ob das Ganze absolute Hingabe oder totaler Irrsinn ist. Vielleicht von beidem etwas?
Von Wegen und Umwegen
Als wir weiterfahren wird uns klar, dass dieser Umweg zum Weg geworden ist. Denn nicht lange nach dem Salvation Mountain führt die Strasse Richtung Joshua Tree Nationalpark am Salton Sea entlang. Das ist der grösste See in Kalifornien und er ist wunderschön.
Wir stoppen hier und geniessen unser Mittagessen am Ufer des Sees. Bis zum Horizont ist nur Wasser erkennbar, denn wie alles in den USA ist auch dieser See gross. Anscheinend gibts hier gar nichts kleines.
Die Stimmung aber ist bezaubernd, wir sind fast alleine dort, schauen den Tieren zu und geniessen die Ruhe. Und wir sind froh haben wir den längeren Weg zum Nationalpark gewählt, wo es unerwarteterweise mehr zu sehen gab als gedacht.
Was meinst du zum Salvation Mountain: Irrsinn oder Hingabe?